Samstag, 28. November 2015

Was studierst Du noch mal...?


Ich studiere nicht Jura, um Richterin, Anwältin oder Staatsanwältin zu werden. Ich studiere nicht Medizin, um Ärztin zu werden. Ich studiere auch nicht Architektur, um danach Architektin zu werden. Ich studiere Amerikanistik. Ich studiere das, was ich kann und was mir schon immer Spaß gemacht hat, auch wenn das bedeutet, dass ich nicht auf einen konkreten Job hin studiere.

Für meine erweiterte Familie ist das oft unverständlich, zudem ich die Einzige bin, die noch nichts „anständiges“ macht. Stattdessen liege ich meinem Freund und Eltern auf der Tasche. Meine Eltern unterstützen mich finanziell, weil ich „nur“ einen 450 Euro-Job habe. Mein Freund unterstützt mich finanziell, indem er einen wesentlich größeren Teil an Miete etc. zahlt als ich.

Ich weiß, dass ich ohne meine Eltern nie die Möglichkeit gehabt hätte jetzt meinen Master zu machen. Ich weiß aber auch, dass ich nicht in einem klassischen Ausbildungsberuf glücklich geworden wäre. Mehr als einmal in meinem Leben habe ich daran gezweifelt ob das Studium noch das Richtige ist. Ich habe mich oft gefragt, ob ich nicht lieber eine Ausbildung zu irgendwas „handfestem“ machen soll. Damit wäre ich wenigstens auf der sicheren Seite und hätte einen Job.

Ich habe es dennoch durchgezogen und gerade meine Masterarbeit angemeldet. Ich studiere eines dieser sogenannten „weichen Fächer“, das offensichtlich keinen Nutzen für die Gesellschaft hat. Deshalb wurden diese „weichen Fächer“, also Geisteswissenschaften in Japan kurzerhand reduziert oder ganz abgeschafft.

Wenn kritisches Denken nicht nützlich für die Entwicklung einer Gesellschaft ist, dann schließe ich mich an. Wenn das Verständnis für andere Kulturen und Gesellschaften nicht von Nutzen ist, dann stimme ich dem zu. Wenn analytisches, dem Denken vorausgehendes Handeln nicht nützlich ist, dann ist es wohl so, dass ich nichts studiere, was für unsere Gesellschaft wichtig sein könnte.  


Ist dem nicht so, dann lasst mich in Ruhe fertig studieren und mich meinen Weg finden. Hört auf mich ständig zu fragen, wann ich endlich mit studieren fertig bin. Ich frage Euch auch nicht wann ihr endlich das aufgebt, was Euch Spaß macht.