Ich
habe gerade meine Hausarbeit in Philosophie fertig geschrieben. Darin
ging es zu einem großen Teil um den Ursprung des Bösen in der Welt.
Auch wenn dieses Thema in David Hume's Dialoge über dienatürlichen Religion meiner Meinung nach etwas überspitzt
dargestellt ist, ließ mich dieser Gedanke nicht mehr so schnell los.
Woher
kommen denn diese ganzen schlimmen Dinge in der Welt?
Wenn
es Menschen schlecht geht, fällt es ihnen sehr leicht Gott ins Spiel
zu bringen. Jemand muss es ja gewesen sein. Gerade wenn es den
Menschen nicht gut geht, finden sie paradoxerweise zurück zu ihrem
Glauben und fragen sich, wieso Er dieses Übel gerade ihnen beschert
hat und wieso Er es nicht gleich ganz verhindert hat.
Aber
sind es nicht viel eher die Menschen selbst, die sich das Leben
unnötig schwer und oft auch gegenseitig qualvoll machen?
Wenn
ich sehe, dass eine Kommilitonin von mir nach einer Operation im
Krankenhaus liegt und abgesehen von mir kaum Besuch bekommen hat,
dann finde auch ich das furchtbar.
Wenn
ich sehe, dass Menschen immer wieder von geliebten Menschen Abschied
nehmen müssen, weil sie unerwartet oder auch nach langer Krankheit
sterben, dann kommen mir meine Probleme winzig klein vor.
Wenn
ich sehe, dass eine Familie sich schon wieder um ein Familienmitglied
sorgen muss, weil dessen Krankheit auch nach langer Zeit noch nicht
vollständig überwunden ist, dann frage ich mich: „muss das denn
sein?“
Braucht
die Welt das denn jetzt wirklich noch? Ich glaube nicht! Aber ich
frage mich nie, wieso ich oder andere nicht einfach verschont hätten
bleiben können. Ich frage mich auch nicht, wieso Gott Menschen
solche Dinge durchmachen lässt.
Das
ist auch kein Grund höhere Mächte bei gerade dieser Frage
miteinzubeziehen! Greifen wir uns, der Gattung Mensch, doch einfach
mal an die eigene Nase, statt einen anderen Schuldigen zu suchen:
meine Kommilitonin wurde im Krankenhaus nicht besucht, weil es
offenbar nicht so vielen Menschen wichtig war sie zu besuchen.
Menschen müssen Abschied von anderen Menschen nehmen, weil das der
Kreislauf des Lebens ist, von dem jeder irgendwann einmal betroffen
ist; die einen früher, die anderen später. Menschen werden krank,
weil sie keine Übermenschen oder Götter sind, sondern sehr
verletzliche, zerbrechliche Wesen, deren Zeit auf dieser Welt von
Anfang an ein Ablaufdatum hat.
Gerade
deswegen sollten wir die Zeit die uns gegeben ist nutzen und nicht
damit verschwenden uns zu fragen, wieso das Leid das wir ertragen
müssen nicht kleiner hätte sein können. Wir sollten diese Zeit
nicht dafür nutzen, Dinge mit dem Verstand zu hinterfragen, die
rational nicht zu begreifen sind. Vor allem aber sollten wir die Zeit
nicht damit vergeuden nach dem Ursprung des Bösen in der Welt zu
suchen, weil wir doch am Ende immer wieder zu dem Schluss kommen
werden, dass es der Mensch ist, der Böses verursacht.
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